Carnuntum
Für heute planten wir einen besonderen Ausflug. Gemeinsam mit meiner Schwester, meinen Nichten und einer Freundin fuhren wir mit der Bahn nach Carnuntum.
Diese römische Siedlung hat mich schon als Kind fasziniert. Zu meinen schönsten Erinnerungen zählt, wie ich mit meiner Schwester zwischen den Ausgrabungen spielte und mir vorstellte, wie das Leben damals wohl so war.
Carnuntum, das etwa 40 Kilometer von Wien entfernt liegt, zählte einst etwa 50 000 Einwohner.
Als ich ein Kind war, konnte man nur die Ausgrabungen selbst besuchen. Seither wurden die Gebäude rekonstruiert, was zu einem besseren Verständnis des römischen Alltags führt.
Man kann heute durch die Häuser spazieren, die anhand von Ausgrabungen und Forschungsergebnissen möglichst originalgetreu eingerichtet wurden. Oft befinden sich hinter den Häusern Gärten, wo Originalpflanzen angebaut wurden.
Neben Möbelstücken wie Betten, Sofas, Kästen und sogar Schreibtischen, bekommt man auch Alltagsgegenstände wie z.B. Geschirr oder Tonkrüge zu sehen.
Vieles kann man selbst ausprobieren – auf einem der Stühle Platz nehmen, am Schreibtisch mit der Feder in der Hand einen Text verfassen – so wird Geschichte greifbar.
Geheizt wurde damals mittels Fußbodenheizungen, die Funktionsweise einer solchen wird dem Besucher anschaulich erklärt.
Außerdem gibt es funktionsfähige Küchen, wo an manchen Tagen sogar Speisen anhand römischer Rezepte zubereitet werden.
Wir hatten das Glück, dass heute ein Feiertag war und wir daher tatsächlich einige Gerichte probieren konnten. Es gab Getreide mit Gemüse in einem Haus, in einem anderen wurden verschiedene Süßspeisen vorgestellt.
In einer der Schauküchen ist das Gemüse ausgestellt, das damals in der Region wuchs und darum die Hauptzutat der Speisen darstellte.
Selbst eine Therme wurde originalgetreu nachgebaut. Wenn man das Gebäude betritt, spürt man sofort die warme Luft.
Die Becken sind mit Thermalwasser gefüllt. Es gibt Umkleidekabinen und Ruhezonen mit Betten.
Selbst an die Wandmalerei wurde vielerorts gedacht.
Stundenlang spazierten wir durch die wunderbare Anlage. Wir besuchten mehrere Häuser, ließen aber auch die Kinder auf dem Spielplatz toben – und nicht nur die Kinder.
Anschließend gönnten wir uns in einem kleinen Restaurant einen Imbiss, bevor wir uns auf den Weg zum Amphitheater machten.
Dieses fasste einst mehr als 10000 Besucher. Es sieht heute noch genauso aus, wie ich es aus meiner Kindheit in Erinnerung hatte.
Weiter ging es zum Heidentor aus dem 5. Jahrhundert, das vermutlich einst entweder ein Ehrenmonument oder ein Triumphbogen war.
Heute ist nur noch einer der Bögen erhalten.
Das Heidentor ist frei zugänglich. Rundherum informieren Schautafeln darüber, wie es einst ausgesehen hat.
Es war längst dunkel, als wir wieder am Bahnhof ankamen. Weniger als eine Stunde später waren wir wieder zuhause. Carnuntum werde ich immer wieder besuchen, hat es mich doch schon als kleines Kind in seinen Bann gezogen.