Das Dorfmuseum Mönchhof
Da mir das Museum in Niedersulz in so guter Erinnerung geblieben war, wollte ich mir endlich auch das Museum in Mönchhof ansehen, von dem ich schon viel Gutes gehört hatte.
Nachdem wir am Vormittag spät gefrühstückt und den Wocheneinkauf erledigt hatten, machten wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg ins Burgenland.
Nach knapp 40 Minuten erreichten wir unser Ziel – ein langgezogenes, detailreich gestaltetes Musterdorf, in dem sich liebevoll restaurierte Häuser aneinanderreihen und ihre Geschichte aus einer längst vergangenen Zeit erzählten.
Spaziergang durch ein mit viel Liebe gestaltetes Museumsdorf
Nach dem Eingang betraten wir einen Hof, wo sich alles um Landwirtschaft und die Verarbeitung der gewonnenen Produkte ging.
In mehreren Räumen waren alte Spielsachen ausgestellt, versehen mit dem Hinweis, dass die meisten Kinder damals kaum Spielsachen hatten, da das Geld dafür einfach nicht reichte.
Im Zentrum des Hofes standen zwei Romawägen.
Beide waren voll eingerichtet. In meiner Kindheit hatte meine burgenländische Oma mir viel über die Roma erzählt, es war sehr interessant nun das, was ich gehört hatte, mit eigenen Augen zu sehen.
Zollstelle, Greißler und nostalgisches Kino
Weiter ging es zu der ehemaligen Zollstelle von Andau.
Die spartanische Unterkunft der Zollbeamten erinnert an Entbehrungen vergangener Zeiten.
Ein geschichtsträchtiger Grenzübergang der von der Sehnsucht nach Freiheit von Generationen berichten könnte.
Wir schlenderten vorbei an einem sehr idyllischen, kleinen Teich.
Am Ende des Sees war eine Fischerhütte aufgebaut.
Ich war dabei fasziniert davon, wie detailgetreu alles eingerichtet war.
Ein paar Schritte weiter erreichten wir einen alten Gasthof, der heute noch geöffnet ist und die Besucher vor allem mit Getränken versorgt.
Interessant waren die alte, in Kurrentschrift verfasste Karten - die Preise in Schilling.
Im selben Gebäude war ein Greißler untergebracht.
Ich erinnere mich noch vage an diese Geschäfte aus meiner Kindheit, wo man gefühlt alles kaufen konnte. Lange schon sind diese Läden den großen Supermärkten zum Opfer gefallen – schade eigentlich.
Hinter dem Gasthaus/Gemischtwarenladen befand sich eine kleine Kegelbahn mit recht eigenwillig aussehenden Kugeln.
Das Haus daneben war das des Dorfarztes.
Hier praktizierte der Arzt nicht nur, er wohnte auch in dem Haus und eine Art kleines Labor war hier ebenfalls vorhanden.
In demselben Haus waren auch das Büro des Bürgermeisters und das Post- und Telegraphenamt untergebracht.
Zwischen den verschiedenen Gebäuden erstreckt sich eine große Grünfläche.
Dort stehen alte Fahrräder, als seien sie gerade erst abgestellt worden. Sehr idyllisch und romantisch wirkt alles.
Das wahre Leben damals war bestimmt deutlich härter, als wir es und heute ausmalen.
In einem weiteren Gebäude waren die Geräte und Uniformen der freiwilligen Feuerwehr untergebracht. Mein Lebensgefährte erzählte, dass er sich an die Uniformen noch aus seiner eigenen Jugend erinnern konnte, als er selbst bei der freiwilligen Feuerweht seines Dorfes war.
Sogar ein Kino gab es in dem Dorf.
Dort konnten wir Plakate von Filmstars sehen, die zu einem großen Teil schon lange nicht mehr unter uns weilen, deren Filme ich aber heute noch gerne sehe.
Auch ein Fotogeschäft konnte man besuchen.
Die alten Kameras zu sehen, war schon ein Erlebnis für sich.
Wohnräume und Handwerksbetriebe wie anno dazumal
Weiter führte der Weg weiter durch ein großes Gehöft.
Hier konnte man zahlreiche Wohnräume besichtigten, die überwiegend aus den 1950er Jahren stammten.
Einiges davon erinnerte mich sehr an die Wohnung meiner Oma in den später 60er und frühen 70er Jahren.
Auch die Kücheneinrichtung, vor allem die Kredenz mit den darin enthaltenen Geschirrwaren mir aus der Kindheit vertraut.
In demselben Gehöft war auch eine Bäckerei untergebracht.
Es waren dort verschiedene Brotlaibe ausgestellt, aber auch der Verkaufsbereich.
Eine Kammer war für den Lehrbuben eingerichtet.
Eine Schautafel erzählte vom schweren Leben der Lehrlinge, die oft nicht einmal die Möglichkeit hatten, das zu lernen, was sie eigentlich interessierte, einfach weil die Eltern das Lehrgeld nicht aufbringen konnten.
Wie viel einfacher haben es da unsere Kinder heute und wissen es meist noch nicht einmal zu schätzen.
Besonders charmant war die Blasmusikkapelle. Wenn Besucher sich näherten, begann Musik zu spielen.
Dort gab es auch eine gemütliche Sitzbank, die ich gerne für eine kurze Pause mit musikalischer Begleitung nutzte.
Eine Ausstellung alter Motorräder begeisterte vor allem meinen Lebensgefährten.
Die angeschlossene Tankstelle war besonders beeindruckend – zwei Zapfsäulen, sonst nichts.
Leider ist der Weinkeller des Dorfes heute nicht mehr in Betrieb – schade, wir hätten nichts gegen eine kleine Kostprobe gehabt.
Die ersten beiden Stunden waren wir fast alleine in dem Dorf unterwegs, dann erst füllte es sich langsam mit Besuchern.
Idylle zwischen Kirche, Friedhof, Kreuzweg und Weinkeller
Immer wieder trafen wir auf stille, begrünte Innenhöfe, die eine beruhigende Stille ausstrahlten.
Am Ende des Dorfes stand auf einem Hügel eine kleine, weiße Kirche.
Über eine Treppe konnte man in die beeindruckende Krypta hinabsteigen.
Auch in ihrem Inneren war die Kirche sehr hübsch gestaltet.
Gegenüber der Kirche befand sich ein evangelisches Bethaus, das sehr viel kleiner und einfacher gehalten war, als die katholische Kirche.
Hinter der Kirche befand sich ein hübscher, kleiner Friedhof.
Ein Weingarten mit Kreuzweg komplettierte das Ensemble.
Man hatte sogar daran gedacht, einen Maibaum im Dorf aufzustellen.
Von der Kirche aus erreichte man über einen unterirdischen Gang mehrere Stadln.
In diesen waren verschiedene landwirtschaftliche Geräte, Maschinen und Fahrzeuge ausgestellt.
Weiter führte der Weg vorbei am Pfarrhaus und einem Weinkeller.
Angenehm kühl war es in diesem Keller, wo zahlreiche Fässer und Flaschen gelagert waren.
Im Milchhaus konnten wir uns über die Bedeutung, Lagerung und Verarbeitung von Milch informieren.
Kühlung war natürlich in einer Zeit, bevor es elektrische Kühlschränke gab ein wichtiges Thema.
Weitere alte Handwerksbetriebe und Pause im Gasthof
In den folgenden Häusern wurden zahlreiche Handwerke vorgestellt: Wagner, Sattler, Fleischhauer.
Man konnte die Walzen des Malers sehen, an die ich mich noch mit Schaudern aus meiner Kindheit erinnere, als ich mir für mein Zimmer weiße oder zumindest einfärbige Wände ohne Muster wünschte, der Malermeister das aber als unmöglich und hässlich bezeichnete und meine Eltern ihm leider Recht gaben.
Heute sind 90% der Wände in unserer Wohnung weiß!
In einem Gebäude war die Gendarmerie untergebracht.
Das Kurzwarengeschäft war wieder ein Erinnerungsstück aus meiner frühesten Kindheit.
Wir entdeckten zudem einen Schneider und einen Hutmacher.
Da wir nach dieser großen Besichtigungsrunde müde und vor allem sehr durstig waren, kehrten wir nun erst einmal in das gemütliche Gasthaus ein.
Wir bestellten Schinkenkipferl und ein Stück Marmorkuchen. Dazu gab es für jeden ein kleines Glas Wein.
Im dem gemütlichen Gastgarten ließen wir uns nieder und genossen die gemütliche Atmosphäre.
Nach dieser kleinen Verschnaufpause besuchten wir eine Schusterei.
In einer weiteren Handwerkszeile besuchten wir einen Friseur, einen Tischler und einen Fassbinder.
Vor allem die alten Trockenhauben, Kämme und Klammern des Friseurs faszinierten mich.
Mein Lebensgefährte, ein gelernter Tischler, fühlte sich in der Tischlerei am wohlsten und erinnerte sich an seine eigene Lehrzeit, die mehrere Jahrzehnte zurückliegt.
In der Schule dagegen fühlte ich mich zuhause, auch wenn natürlich unsere heutigen Schulen mit den damaligen nichts mehr gemeinsam haben.
Anschließend konnte man weitere Wohnräume besichtigen. Ich finde es immer besonders interessant, wie Menschen zu verschiedenen Zeiten gewohnt haben.
Darum sind diese Bereiche stets meine allerliebsten.
Nun kamen wir langsam zum Ende des Rundgangs. Im letzten Gebäude war eine Radiowerkstatt untergebracht. Einige der Geräte hatten wir früher zuhause gehabt.
Eisenbahnmuseum mit Waggons zum Einsteigen
Dem Dorfmuseum angeschlossen ist auch noch ein Eisenbahnmuseum.
Natürlich mussten wir diesem als leidenschaftliche Eisenbahnfans ebenfalls einen Besuch abstatten.
Wir sahen dort alte Waggons, die man sogar begehen und sich hinsetzen konnte.
Ich war genau in meinem Element.
Eine alte Dampflok konnte man ebenfalls besichtigen.
Interessant waren auch die Abteile des Zugpersonals.
Das Eisenbahnmuseum ist sehr klein, trotzdem lohnt es auf jeden Fall einen Besuch. Vor allem, wenn man sich wie wir für Eisenbahnen interessiert.
Köstlicher Ausklang beim Heurigen
Nachdem wir heute so viel gesehen hatten, kehrten wir nun auch noch bei einem urigen Heurigen ein.
Wir bestellten die traditionellen Speck - , Verhackertes- und Blunznbrote.
Das Essen war einfach, aber ausgezeichnet. Dazu probierten wir den regionalen Wein, der köstlich war.
So ließen wir diesen spannenden Tag gemütlich ausklingen.